Mit digitalen Anwendungen (noch) besser am Markt positionieren

Liebes Repanet Mitglied,

digitales Denken? Ist auch in der K+L-Branche angekommen. Auftragsabwicklung, produktiver Bereich und auch Weiterbildung profitieren von den digitalen, oft cloudbasierten Anwendungen. Doch für Michael Zülch, Geschäftsführer von zülchconsulting, geht da noch mehr. Gerade heute, in einer Zeit, da direkter Kontakt vermieden werden sollte, sieht er die absolute Notwendigkeit für alle Betriebe, sich in Sachen Digitalisierung auf den aktuellen Stand zu bringen. Außerdem wirft er im Repanet-Interview einen Blick auf die Lage in der Branche. Seine Informationen stammen aus unzähligen Beratungsgesprächen, die er und sein Team in den letzten Wochen mit Repanet Partnern geführt haben. 

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„Vieles muss auf den Prüfstand“

Angesichts des sinkenden Auftragsvolumens ist es Zeit, die Fixkosten des Betriebes in den Blick zu nehmen, empfiehlt Michael Zülch. In vielen Fällen sind hier Reduzierungen möglich. Darüber hinaus rät der Unternehmensberater dringend dazu, sich mit digitalen Anwendungen zu beschäftigen: „Wer sich da jetzt nicht auf den aktuellen Stand bringt, der wird im Wettbewerb nicht mehr mithalten können.“
 

Michael Zülch, zülchconsulting GmbH

Herr Zülch, wie ist die aktuelle Lage in den K+L Betrieben?

Aktuell haben wir eine ambivalente Situation mit einem gewissen Nord-Süd-Gefälle. In den nördlichen Bundesländern ist die Lage für viele Betriebe besser als in den südlichen Ländern. Im Allgemeinen ist es so, dass die Vorläufe bis Ende April abgearbeitet sein werden. Und das Auftragsvolumen wird in den nächsten Monaten deutlich geringer ausfallen – derzeit sind ein Drittel weniger Fahrzeuge auf den Straßen. Die allermeisten K+L Betriebe haben jetzt oder in der nahen Zukunft Liquiditätsprobleme.

Gibt es Betriebe, die bereits aufgeben müssen?

Nein. Aber es gibt vereinzelt Betriebsinhaber, die über eine Schließung ihres Betriebes nachdenken, weil sie kurz vor der Betriebsübergabe stehen und nun nicht noch einen weiteren Kredit über z.B. 100.000 Euro aufnehmen möchten, um sich über die nächsten Monate zu retten. Niemand schließt aber leichtfertig sein Unternehmen: Schließlich hat man die Verantwortung für seine Mitarbeiter und deren Familien. Da geht es wie bei allen anderen auch um die Entwicklung einer passenden individuellen Strategie. Wir unterstützen hier gerne, etwa wenn es um die Beratung von Prozessabläufen, Führungsabläufe, die Höhe von KfW-Krediten oder ein Corona-Krisen-Management gilt. Übrigens: Für coronageschädigte Betriebe übernimmt die BAFA die kompletten Kosten bis zu einer Höhe von 4.000 Euro!

Worauf ist bei der Entwicklung einer individuellen Strategie zu achten?

Das ist recht komplex. Wenn der Betrieb weiterexistieren kann, und das ist in den allermeisten Fällen so, dann muss vieles auf den Prüfstand. Zum Beispiel die Fixkosten: wenn eine Flotte von 50 Werkstattersatzwagen auf dem Hof steht, von denen aktuell 40 nicht gebraucht werden, muss mit dem Leasinggeber geklärt werden, ob diese temporär stillgelegt werden können. Es müssen Kundengruppenanalysen stattfinden: welcher Kunde ist für mein Unternehmen wie gewinnbringend? Und weiter: welche Serviceleistungen erbringt mein Unternehmen kostenfrei, etwa die Reinigung der Autos, die derzeit immer aufwändiger wird – inwieweit können diese Kosten an die Kunden weitergegeben werden? Und natürlich muss das Thema Personalkosten in den Blick.

Sind die aktuellen leichten Lockerungen der Kontaktsperren ein Lichtblick für die Branche?

Diese mögen psychologisch einen guten Effekt haben – wirtschaftlich wird sich das aber nicht so stark niederschlagen. Nach wie vor werden Millionen von Autokilometern nicht gefahren, wenn Sie etwa an Außendienstler im Homeoffice und entfallende Veranstaltungen und Urlaubsreisen denken.

Ist die K+L Branche für die neue Normalität gerüstet, etwa was Hygienevorgaben angeht?

Wer ist es noch nicht ist, muss sich jetzt beeilen. Abstandsaufkleber auf dem Boden, Spuckschutz, ausreichend Seife und Desinfektionsmittel im Betrieb – wenn ich das nicht habe, kann ich derzeit überhaupt nicht mehr mitspielen.

Und wie sieht es in anderen Bereichen aus, etwa der Digitalisierung?

Ganz klarer Nachholbedarf! Bei den kleineren Unternehmen eher als bei den großen. Das kann daran liegen, dass kleinere Unternehmen oftmals seit Jahrzehnten vom selben Inhaber geführt werden. Diese Generation, die heute Ende 50, Anfang 60 ist, hat sich bis heute oftmals beim Thema Digitalisierung weggeduckt.

Ein reines Generationenproblem?

Nicht nur. Es ist auch immer eine Frage von Sachzwängen. Ein Beispiel: ein großes Unternehmen mit 50 Werkstattersatzwagen wird diese schon lange nicht mit mehr mit Papierkalender verwalten, sondern hat dafür eine IT-Lösung. Hier sind sowohl Bereitschaft zu und die Notwendigkeit von digitalen Lösungen schon lange vorhanden. Dem Thema Digitalisierung können heute aber auch die kleineren Unternehmen nicht mehr ausweichen: Fahrzeugübergabe an den Kunden, Fortbildungen und auch Maßnahmen zur Kundenbindung müssen sich in der nächsten Zeit mehr in den digitalen Bereich verlagern. Wer sich da jetzt nicht auf den aktuellen Stand bringt, der wird im Wettbewerb nicht mehr mithalten können.